Peter Widmer
sia

Allerheiligenkapelle Derendingen

2007/2008

4552 Derendingen

 

Projekt

Die ersten Abklärungen im Vorfeld der Entwicklung des  Konzeptes für die Restaurierung der Kapelle zeigten, dass  das Bauwerk seit jeher mit aus dem Baugrund aufsteigender Feuchtigkeit zu kämpfen hatte. So wurde etwa 1913 im Rahmen einer Innen- und Aussenrenovation der Bodenbelag in der Form wie wir ihn vorfanden eingebaut. 1938/39 fand wiederum eine Renovation statt, bei welcher neue Bodenläger für den Riemenboden eingebaut wurden und innere Verputzarbeiten stattfanden. In Protokollen ist die Rede von sog. Salpeterschäden. Es werden die Ventilationslöcher über dem Fundament angebracht. Vieles weist auf wiederkehrende Feuchtigkeitsprobleme hin. Aktuell stellt man fest, dass man vergeblich versuchte, im Innern mit einem sehr zementhaltigen Verputz im unteren Wandbereich der Lage Herr zu werden. Am Äussern sollte diese Aufgabe ein ebenfalls sehr zementhaltiger Sockelputz mit Entlüftungs-öffnungen übernehmen. Im Innern der Kapelle verhindert zudem ein hermetisch dichtender Betonboden im Chor und im Mittelgang den notwendigen Feuchtigkeitsaustausch zwischen Unter-grund und Innenraum, sodass einzig die Fassaden den Ausgleich schaffen können, was durch das Schadenbild - Salzausblühungen, Oberflächenabplatzungen - eindrücklich dokumentiert wird. - siehe Archiv Kirchgemeinde u. Dossier Kt. Denkmalpflege

 

Grundsätzlich galt es für die Kapelle am feuchten Standort optimale bauphysikalische Verhältnisse herzustellen, damit sich in Zukunft die standortbedingten negativen Aspekte wenig oder gar nicht mehr durch technische oder ästhetische Mängel manifestieren.

 

1. Die ungeeigneten stark zementhaltigen Sockelputze (Innen: H = ca. 1.8 / Aussen: H = ca. 0.6) wurden durch sog. verlängerte (hydraulische), atmungsaktive Kalkmörtelputze ersetzt. Diese wiederum wurden zusammen mit den bloss reparierten Oberflächen Innen und Aussen mit einer bewährten Organosilikatfarbe gestrichen.

 

2. Entlang der Fassaden wurde Innen und Aussen ein sog. Entlüftungsgraben bis zur Fundament-sohle angelegt, sodass das Mauerwerk soweit unten wie möglich überschüssige Feuchtigkeit aus dem Baugrund mit der Umgebungsluft austauschen kann.

 

3. Die dichtenden Zementböden wurden ausgebaut und durch einen in Splitt verlegten Sandsteinboden ersetzt. Die Läger der verbliebenen Bankböden aus Fichte liegen ebenfalls auf dem Splittbett. Diese Massnahme soll den optimalen Feuchtigkeitsaustausch zwischen Untergrund und Kirchenraum bewerkstelligen und vor allem die Aussenmauern entlasten.

 

4. Um die Nahumgebung von Feuchtigkeitszufuhr zu entlasten, wird das Dachwasser mit Rinnen und Abläufen gefasst.

 

5. Zur Sicherheit wurde noch zusätzlich ein aktives elektrophysikalisches System zur Mauerentfeuchtung, RAPIDOsec, installiert.

 

Daneben wurde die gesamte Ausstattung einer Unterhaltsrestaurierung unterzogen.

Die Ausstattung der Kapelle wurde mit einem Zelebrationsaltar, einer Wandkonsole und 2 Schränken an der Rückwand ergänzt. In den Schränken befinden sich die technischen Installationen wie Elektrotableau, Spühlbecken und Garderobe inkl. Stauraum.

Neuentworfene liturgische Gegenstände wie Weihwasserspender und Kerzenständer ergänzen das ebenfalls zeitgenössisch gestaltete neue Mobiliar der Kapelle.

Die Anzahl der Bänke wurde zugunsten einer freien Bestuhlung reduziert.

Die Beleuchtung der Kapelle wurde erneuert.
Die einfache Bleiverglasung der Fenster wurde durch eine isolierverglaste Konstruktion mit innenseitig frei montierten Bleiverglasungen ersetzt (Schalldämmung).
Das einfache Biberschwanzziegeldach wurde umgedeckt und mit einem einfachen Unterdachsystem versehen.

Die Nahumgebung der Kapelle wurde gepflästert, so dass die Kapelle nun auf einem Platz und nicht mehr in einer Wiese steht. Im Rahmen dieser Restaurierung wurde der Dachreiter nicht berührt.

 

Kennwerte

Gesamtkosten CHF  425'000.-

 

Projektpartner

Realisierung / Bauherrschaft  Röm.kath.Kirchgemeinde Derendingen

Denkmalpflege Samuel Rutishauser, Kt. Denkmalpfleger

Lichtkonzept Ch. Keller Design AG, St.Gallen

Bauwerksentfeuchtung Zed-Tech, Rain
Anfertigen von Weihwasserbecken und Kerzenständer Bähler, Metallbau, Derendingen
Restaurierungsarbeiten Willy Arn AG, Restaurierungsatelier, Lyss

Mobiliar Schränke + Altar R. Habegger, Möbelwerkstatt, Zuchwil
Fotografie Pascal Hegner, Solothurn